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Eigentlich bin ich ganz zufrieden mit meinem traditionellen Broker. Einen Wechsel habe ich nicht ernsthaft in Erwägung gezogen. Schließlich bin ich minimalistische Investorin mit dem Ziel mehr finanzieller Freiheit und scheue das stressige Hin-und-Her.
Doch die günstigen Gebühren von Scalable Capital* waren zu verlockend, genauso wie der integrierte Robo-Advisor des digitalen Vermögensverwalters. Ich eröffnete ein Depot bei dem Neo-Broker. Von meinen Erfahrungen berichte ich dir hier. Darüber hinaus erfährst du, was Scalable Capital von anderen Online-Brokern unterscheidet und für wen das Fintech besonders passend ist.
Ich nutze Scalable Capital weder für Einzelaktien noch für Trading, sondern für ein langfristiges ETF-Portfolio für meine Altersvorsorge.
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Zusammenfassung Vor- und Nachteile Scalable Capital
Vorteile | Nachteile |
---|---|
Auf Desktop und App verfügbar | Kein Gemeinschaftsdepot |
Schnelle Kontoeröffnung | Kein Kinderdepot |
Günstige Konditionen | Akzeptiert keine einfache Depotvollmacht |
Große Auswahl an ETFs (Exchange Traded Funds) und Sparplänen | |
Kryptowährungen, Rohstoffe und Anleihen per ETF erhältlich | |
Robo-Advisor ist Teil des Angebots |
Erfahrungen bei der Depoteröffnung
Die Depoteröffnung gestaltet sich überraschend einfach. Ich konnte alles per App erledigen und musste keine Dokumente ausdrucken. Digital kann ich die AGBs bei Fragen auch besser durchsuchen.
Damals, bei meinem traditionellen Broker, musste wohl ein halber Wald dran glauben, mit den über 100 Seiten AGBs etc. Die verstauben jetzt schön in einem Ordner.
Die App ist sehr einfach zu bedienen, obwohl die Farbgestaltung nichts für mich ist. Der Hintergrund – ganz in Schwarz – wirkt bierernst auf mich. Dabei denke ich an Anzüge, Banker und Männer in schnellen Autos, die andere beeindrucken möchten. Etwas Fröhlicheres würde dem ganzen Thema Investieren und Aktien mehr Leichtigkeit schenken und andere Zielgruppen ansprechen.
Was du für die Depoteröffnung brauchst:
- Vorname und Name
- Telefonnummer
- E-Mail-Adresse
- Wohnort
- Geburtsdatum
- Nationalität
- Steuer-ID (wenn du sie nicht zur Hand hast, sucht der Online-Broker sie für dich)
Die Identifizierung ist über Postident entweder in einer Postfiliale, per Videocall oder Ausweis mit Online-ID-Funktion möglich. Alles in allem dauerte die Eröffnung von meiner Seite weniger als 15 Minuten.
Gleichzeitig mit Depoteröffnung wird auch ein Konto bei der Baader Bank erstellt. Dieses gilt als Verrechnungskonto für jede Order. Nur ETF-Sparpläne kannst du direkt von deinem vorhandenen Girokonto als Lastschrift abbuchen.
Scalable Capital Erfahrungen bei Depotübertrag
Ein Depotübertrag ist eines der letzten großen Abenteuer der modernen Finanzwelt. Auch Scalable Capital bietet hierfür noch keine automatische Lösung an.
Du kannst nur per E-Mail an den Support des Neo-Brokers einen Übertrag von deinem alten Broker beantragen. Der anschließende Prozess dauert je nach abgebender Depotbank bis zu acht Wochen. Bis dahin kannst du jedoch schon über das neue Depot ordern.
Es ist ausdrücklich nicht möglich, deinen alten Broker mit dem Depotübertrag zu beauftragen.
Wie hoch sind die Gebühren?
Bei Scalable Capital* gibt es 3 verschiedene Angebote.
Free Broker | 0,99 Euro pro Aktien-Order, Sparpläne und ETFs gebührenfrei |
Prime Broker | 2,99 Euro pro Monat, alle Order kostenfrei (auch Derivate); jährlich zu bezahlen |
Prime+ Broker | wie Prime Broker, nur mit 2,6 % Zinsen p.a. auf deine Bankeinlage, monatliche Zahlung von 4,99 Euro |
Bei dem Handelsplatz Xetra werden 3,99 Euro verrechnet + 0,01 % Handelsplatzgebühr.
Warum sind die Gebühren von Scalable Capital so günstig?
Wie kann Scalable Capital überhaupt etwas verdienen, bei den Preisen? Das klappt über eine knallharte Kostenreduktion. Die lassen sich gut senken mit Chatbots bei Kundenanfragen anstatt mit echten Menschen am Telefon. Auf meine Anfragen wurde trotzdem gut reagiert, wenn auch während der Corona-Krise zu langsam. Wenn ich als Kunde von günstigeren Orders profitiere, ist es für mich ok, mit einem Roboter zu chatten.
Aber es gibt auch erheblich weniger Handelsbörsen bei den Low-Cost-Brokern als bei traditionellen Brokern. Die Börsen müssen alle gepflegt und betreut werden. Da sparen die Neuen natürlich sehr viel Geld.
Zu guter Letzt erhält Scalable Capital eine gewisse Rückvergütung von Maklern für jeden Trade. Sie bekommen einen Anteil des Spreads (Unterschied von Einkaufs- und Verkaufskurs).
Trade Republic hat veröffentlicht, dass sie so im Schnitt 2,20 Euro pro Transaktion einnehmen. Bei Scalable Capital wird das ähnlich sein. Es ist nicht verwunderlich, dass die Low-Cost-Broker mehr verdienen, je mehr gehandelt wird. Als Buy-and-Hold Investorin solltest du dich gut selbst einschätzen können. Falls du dazu verführt wirst, mehr zu handeln, widerspricht das deiner Strategie. Ein langfristiges Halten deiner Vermögenswerte ist aber die Basis für jeden Erfolg.
Scalable Capital vs. Trade Republic
Warum habe ich mich eigentlich für Scalable Capital* entschieden und nicht für Trade Republic? Die Benutzeroberfläche ist bei beiden schwarz. Das kann es also nicht gewesen sein. Es liegt am optionalen Handelsplatz “Xetra” bei Scalable anstatt nur “L&S” bei Trade Republic.
Es kann vorkommen, dass die Spreads (Unterschied Kauf- und Verkaufskurs) bei anderen Handelsplätzen als Xetra höher sind. Denn die sind nicht so liquide.
Der Handelsplatz von Trade Republic muss sich auch an die Spreads von Xetra orientieren. Da sollte also kein großer Unterschied sein. Trotzdem finde ich es besser, wenn ich direkt auf Xetra handeln kann – das Gefühl kann ich jetzt aber nicht mit Zahlen belegen.
Ein weiterer ausschlaggebender Grund ist, dass kurzfristiges Traden eher gefördert wird bei Trade Republic. Wenn du die Werbung und das Sponsoring des Discount-Brokers ansiehst, merkst du das schnell. Per App werden wir auch nachweislich dazu verleitet, mehr zu handeln.
Bei Scalable Capital kannst du auch einfach einen monatlichen Sparplan per Lastschrift einziehen. Ein umständliches manuelles Überweisen wie bei Trade Republic entfällt.
Scalable Capital
Online-Wertpapierdepot
✔️ FREE Broker: 0 € für ETF-Käufe von Invesco, iShares, Xtrackers ab 250 € Volumen; 0,99 € pro Order für alle anderen
✔️ PRIME Broker 2,99€ pro Monat: unbegrenzt handeln ab 250 € Ordervolumen
✔️ PRIME+ Broker 4,99€ pro Monat: unbegrenzt handeln ab 250 € Ordervolumen, 4 % Zinsen für 4 Monate
✔️ Alle Sparpläne gebührenfrei
Kritik an Scalable Capital
Kein Gemeinschaftsdepot oder Depot für Kinder
Ein Nachteil bei Scalable Capital im Vergleich zu traditionellen Brokern ist: Du kannst kein Gemeinschaftsdepot mit deinem Partner eröffnen und kein Depot für deine Kinder.
Depotvollmacht nur mit institutseigenem Formular
Leider akzeptiert der Broker eine einfache Vollmacht nicht. Wenn dein Partner nicht mehr ansprechbar ist aufgrund eines Unfalls, dich jedoch bevollmächtigt hat alle Finanzgeschäfte zu übernehmen, dann kannst du trotzdem nicht auf das Depot zugreifen. Erst mit einer Vollmacht per institutseigenem Formular ist das möglich.
Auch für die institutseigene Vollmacht muss dein Partner sich oder du dich verifizieren über PostIdent (immer der Bevollmächtigte muss sich verifizieren).
Scalable Capital verleitet zum Traden
Mein größter Kritikpunkt an Scalable Capital ist, dass das Format und die Ansprache zum Traden verleiten. Meine Strategie ist Buy-and-Hold mit langem Zeithorizont. Die Benutzeroberfläche des Depots ist so einfach und die Gebühren so gering, dass auch ich dazu verführt werden könnte, mehr zu handeln. Daher habe ich nicht die App von Scalable Capital heruntergeladen. Erste Studien zeigen, dass vor allem die App zum häufigen Handeln verleitet.
Datenskandal bei Scalable Capital
Viele Scalable Capital Kunden wurden Opfer einer Datenpanne. Ein Insider hat offensichtlich Daten veröffentlicht von allen Kunden, die ein Depot bei Scalable Capital eröffnet haben, bis zum 10.10.2020. Der Anbieter versichert, dass alle Maßnahmen ergriffen wurden, um das in Zukunft zu verhindern. Passwörter und das Vermögen waren angeblich nie gefährdet.
Digitaler Vermögensverwalter in Kritik
Im Coronacrash hatte der Robo-Advisor von Scalable Capital einige Performanceprobleme. Er verkaufte Aktien, nachdem der Kurs eingestürzt war und kaufte zu spät nach, als der Kurs schon höher war als vor dem Einsturz. Ganz generell empfehle ich, ETFs langfristig zu halten. Am besten klappt das in Eigenregie, ohne Robo-Advisor.
Fazit
Neo-Broker wie Trade Republic, Smartbroker und eben Scalable Capital haben den traditionellen Brokermarkt ziemlich in Aufruhr gebracht. Das wurde aber auch Zeit. Denn die “alten” Broker, wie beispielsweise mein vorheriger, wurden träge und reagierten nicht mehr auf Kundenwünsche. Die User-Experience auf der Seite ist altmodisch und die Apps von vorgestern. Zudem waren die Gebühren viel zu hoch.
Wichtige Features sind bei Scalable Capital noch nicht verfügbar, wie ein Kinderdepot oder ein Gemeinschaftsdepot. Doch generell überwiegen für mich die Vorteile. Daher kann ich den Wechsel empfehlen für alle, die Geld sparen möchten und trotzdem bei ihrer Buy-And-Hold Strategie bleiben. Dafür habe ich beispielsweise nicht die App heruntergeladen. Denn vor allem eine App verleitet zum Handeln.
Hast du schon Erfahrung gemacht mit einem der Neo-Broker? Lass es uns wissen und schreib es in die Kommentare.
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