Was lohnt sich mehr: Riester-Rente oder ETF-Sparen? Wir bringen Transparenz in die komplizierte Berechnung und zeigen den Unterschied.

Riester-Rente oder ETF-Sparen: Was lohnt sich mehr?

Eine der am häufigsten an uns gestellten Fragen lautet: Was lohnt sich mehr – Riester-Rente oder ETF-Sparen? Darum haben wir es anhand 5 konkreter Fallbeispiele ausgerechnet!

Mit dem folgenden Leitfaden zum Riestern oder alternativ Sparen mit ETFs wird dir die Entscheidung hoffentlich leichter fallen, für ein bisschen mehr finanzielle Freiheit dank Minimalismus.

Immer wieder liest man, dass Riestern sich kaum lohnt. Doch stimmt das wirklich, trotz staatlicher Förderung? Die Antwort lautet: Es kommt darauf an!

Für die meisten Menschen dürfte sich die Riester-Rente kaum lohnen. Denn eine geringe Kapitalmarktrendite und hohe Gebühren der Anbieter machen den Vorteil meist komplett zunichte, wie seit Jahren zahlreiche Untersuchungen zeigen (siehe z. B. hier und hier). Doch es gibt bestimmte Konstellationen, in denen eine Riester-Rente, alternativ oder ergänzend zu einem ETF-Sparplan, ein sinnvoller Baustein der Altersvorsorge sein kann.

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Wie funktioniert die Riester-Rente?

Ganz kurz zusammengefasst: Die Riester-Rente ist eine private Rentenversicherung für sozialversicherungspflichtige Arbeitnehmer, bei der der Staat den Beitrag unter gewissen Voraussetzungen bezuschusst. Der Zuschuss setzt sich zusammen aus der Grundzulage (175 Euro pro Jahr), der Kinderzulage (185 oder 300 Euro je Kind je nach Geburtsjahr), einem Steuervorteil sowie bestimmten weiteren Zulagen in besonderen Fällen.

Der Beitrag (Eigenanteil + Förderung) muss mindestens 4 % vom Bruttoeinkommen betragen, jedoch maximal 2.100 Euro pro Jahr. Das Kapital wird vom Versicherungsanbieter am Kapitalmarkt investiert. Nach Ende der Ansparphase beginnt die Rentenphase, in der eine monatliche Rente gezahlt wird. Die Rente ist nachgelagert zu versteuern.

Für noch mehr Informationen zu den Bedingungen und allen möglichen Sonderregeln lies den Wikipedia-Beitrag zur Riester-Rente.

Wie vergleichen wir Riester-Rente und ETF-Sparen?

Der direkte Vergleich von Riester-Rente und ETF-Sparen ist gar nicht so einfach, weil beide grundsätzlich anders funktionieren:

  • Bei Riester gibt es eine Förderung, beim ETF-Sparen nicht.
  • Riester-Beiträge sind unter Umständen steuerbegünstigt, ETF-Sparpläne nicht.
  • Anbieter für Riester-Verträge berechnen teils hohe Gebühren, sowohl auf Einzahlungen als auch auf spätere Rentenzahlungen. Beim ETF-Sparen gibt es nur ETF-Produktkosten, die wesentlich geringer sind.
  • Bei Riester-Verträgen wird keinerlei Rendite garantiert. Zudem haben Auswertungen gezeigt, dass die Kapitalmarktrendite meistens sehr gering ist, weil die Anbieter mindestens das eingezahlte Kapital garantieren müssen und daher in sehr risikoarme Anleihen und Fonds mit geringer Rendite investieren. Bei ETFs hat man zwar auch keine Garantie für Renditen. Jedoch kann man sich bei einer so langfristigen Investition an der durchschnittlichen Rendite der Vergangenheit orientieren, die zum Beispiel bei ETFs auf den weltweit gestreuten MSCI-World-Index seit 1975 bei durchschnittlich 8 % lag. Wir rechnen weitaus konservativer mit nur 4 %.
  • ETF-Sparpläne finanziert man aus dem versteuerten Netto-Einkommen und zahlt eventuell Kapitalertragssteuer auf Erträge, dafür ist die Kapitalrente später steuerfrei. Bei Riester ist es anders herum: Beiträge sind steuerbegünstigt und die Kapitalrente ist später zu versteuern.

Dennoch lassen sich beide Anlageformen direkt vergleichen, indem man die effektiven Kosten (netto) und die resultierende Rente (netto) bestimmt. Dafür haben wir für alle der folgenden Beispiele zuerst den Riester-Beitrag sowie die garantierte Rente bei 30-Jähriger Laufzeit berechnet. Grundlage dafür ist der Tarif eines großen Deutschen Anbieters (zu den Produktinformationsblättern). Weil die Rente später versteuert werden muss, haben wir noch Einkommensteuer abgezogen (Annahme: 24.000 Euro zu versteuerndes Einkommen als Rentner). Zudem haben wir mit der normalen Steuertabelle (Steuerklasse 1) gerechnet. Mit einer anderen Steuerklasse zahlt man eventuell mehr Beitrag in der Ansparphase und weniger Steuern auf die Rente. Oder anders herum – beides ändert am Ergebnis nur wenig.

In einem zweiten Schritt haben wir mit den gleichen Beiträgen einen ETF-Sparplan mit 4 % jährlicher Rendite berechnet. Aus dem gebildeten Kapital wiederum kann man dann die Höhe der Rente ermitteln, die man sich 30 Jahre lang auszahlen kann. Warum 30 Jahre? Riester-Anbieter zahlen die Rente lebenslang; allerdings beträgt die mittlere Lebenserwartung in Deutschland 78,3 bzw. 83,2 Jahre, Stand 2024. Darum halten wir eine 30-jährige Rentenzahlung im Vergleich für sehr großzügig.

Den ausführlichen Vergleich inkl. Berechnung kannst du hier als PDF herunterladen.

Fallbeispiele: Riester-Rente oder ETF-Sparplan

Alle Berechnungen und Beispiele kannst du auch selbst nachvollziehen mit unserem Vorsorge-Rechner.

Die Beispiele dienen dabei nur zur Veranschaulichung. Denn niemand wird 30 Jahre lang genau das gleiche Gehalt haben. Kinder werden älter und fallen somit aus der Förderung heraus, auch andere Umstände können sich ändern. Darum hat auch keines der folgenden Beispiele 30 Jahre lang Gültigkeit, sie zeigen immer eine Momentaufnahme. In einem echten Riester-Vertrag wird es so sein, dass sich im Laufe der Zeit verschiedene Szenarien abwechseln mit hohem oder niedrigem Einkommen, mehr oder weniger förder-relevanten Kindern und ähnlichem. Trotzdem geben die Beispiele ein gutes Gefühl dafür, was mit der Riester-Rente im Vergleich zu ETFs als Altersvorsorge möglich ist.

Beispiel 1: Keine Kinder, 30.000 € Gehalt

Das Standardbeispiel liegt den Produktinformationsblättern bei vielen Riester-Anbietern zugrunde:

  • Bruttojahresgehalt 30.000 Euro
  • keine Kinder
  • Gesamtbeitrag pro Jahr 1.200 Euro
  • Davon Grundzulage 175 Euro
  • Effektiver Riester-Beitrag netto pro Monat: 71,32 Euro
  • Garantierte Rente nach Steuern: 68,33 Euro
  • Entspricht einer Rendite p.a.: -0,15 %
  • Mögliche Rente mit ETF-Sparplan: 217,40 Euro

An diesem Standardbeispiel sieht man schön, warum Riestern als Geldverschwendung gilt und warum sogar die Verbraucherzentralen sagen, dass sich Riester-Verträge heute meist nicht mehr lohnen.

Mit dem gleichen Betrag und einer konservativen 4-prozentigen Rendite lässt sich mit einem ETF-Sparplan eine 30-jährige Rente von 217,40 Euro finanzieren. Das ist mehr als dreimal so viel wie bei der Riester-Rente (einfach nachrechnen mit unserem Vorsorgerechner).

Beispiel 2: 1 Kind, 30.000 € Gehalt

Für jedes Kind mit Kindergeld-Anspruch gibt es eine Kinderzulage von 185 Euro, bei ab 2008 geborenen Kindern sogar 300 Euro im Jahr. Dadurch sinkt der Eigenanteil des Riester-Beitrags

  • Bruttojahresgehalt 30.000 Euro
  • 1 Kind, nach 2008 geboren
  • Gesamtbeitrag pro Jahr 1.200 Euro
  • Davon Grundzulage 175 Euro, 300 Euro Kinderzulage
  • Effektiver Riester-Beitrag netto pro Monat: 60,42 Euro
  • Garantierte Rente nach Steuern: 68,33 Euro
  • Entspricht einer Rendite p.a.: 0,4 %
  • Mögliche Rente mit ETF-Sparplan: 188,10 Euro

Mit einem Kind ist die Rendite zwar etwas besser als bei Kinderlosen, weil die Förderung höher ausfällt. Allerdings ist der Vorteil nur gering, weil wegen der höheren Förderung kein Steuervorteil mehr in Anspruch genommen werden kann. Den gibt es nämlich nur, wenn der Steuervorteil höher ist als die Riester-Förderung, um Doppelförderung zu vermeiden. Darum ist der Beitragsunterschied gegenüber dem ersten Beispiel auch geringer als 1/12 von 300 Euro.

Fazit: Auch in diesem Fall schneidet ein ETF-Sparplan weitaus besser ab als die Riester-Rente.

Beispiel 3: 3 Kinder, 30.000 € Gehalt

Wenn es für Kinder mehr Riester-Förderung gibt, schauen wir doch mal, wie es bei drei Kindern aussieht! Durch die hohe Fördersumme wird in diesem Fall fast der ganze Beitrag vom Staat subventioniert.

  • Bruttojahresgehalt 30.000 Euro
  • 3 Kinder, nach 2008 geboren
  • Gesamtbeitrag pro Jahr 1.200 Euro
  • Davon Grundzulage 175 Euro, 3 x 300 Euro Kinderzulage
  • Effektiver Riester-Beitrag netto pro Monat: 10,42 Euro
  • Garantierte Rente nach Steuern: 68,33 Euro
  • Entspricht einer Rendite p.a.: 6,5 %
  • Mögliche Rente mit ETF-Sparplan: 33,80 Euro

Fazit: Das ist einer der wenigen Fälle, in denen Riestern sich mehr lohnt als ETF-Sparen. Zumindest, solange die Kinder einen Anspruch auf Kindergeld haben. Die Kombination aus einem Einkommen, das unter dem Durchschnittseinkommen liegt, und mehreren Kindern, führt zu einem sehr niedrigen Eigenbeitrag dank hohem Förderanteil.

Das funktioniert allerdings erst mit mindestens drei Kinderzulagen – bei weniger als drei Kindern lohnt es sich noch nicht, und der ETF-Sparplan schneidet deutlich besser ab.

Außerdem ist der Vorteil in diesem Szenario umso geringer, je höher das Einkommen ist, weil dadurch auch wieder der notwendige Mindestbeitrag und damit der Eigenanteil, aber auch der Steuervorteil steigen. Ab einem Jahreseinkommen von circa 37.500 Euro ist es egal, ob man eine Kinderzulage bekommt oder nicht, weil der Steuervorteil genauso hoch ist. Ab einem Einkommen von circa 52.500 Euro wiegt der Steuervorteil sogar zwei Kinderzulagen auf und man müsste mindestens drei Kinder haben, um überhaupt noch einen Vorteil durch die Kinderförderung zu haben.

Beispiel 4: 2 Kinder, 60.000 € Gehalt

Lohnt sich Riestern bei einem höheren Gehalt? Das zeigt unser nächstes Beispiel:

  • Bruttojahresgehalt 60.000 Euro
  • 2 Kinder, nach 2008 geboren
  • Gesamtbeitrag pro Jahr 2.100 Euro (Maximalbeitrag)
  • Davon Grundzulage 175 Euro, 2 x 300 Euro Kinderzulage
  • Effektiver Riester-Beitrag netto pro Monat: 105,79 Euro
  • Garantierte Rente nach Steuern: 119,58 Euro
  • Entspricht einer Rendite p.a.: 0,4 %
  • Mögliche Rente mit ETF-Sparplan: 306,40 Euro

Leider lohnt sich die Riester-Rente gegenüber ETF-Sparen auch bei höheren Einkommen nicht. Daran ändern auch zwei Kinder nichts mehr, weil der Förderbetrag von 2 x 300 Euro komplett durch den ohnehin vorhandenen Steuervorteil kompensiert wird. Erst ab drei Kindern sähe es etwas besser aus, aber längst nicht so gut wie mit ETF-Sparplan.

Beispiel 5: Minimalbeitrag (60 € pro Jahr)

Und was ist, wenn man ein sehr niedriges sozialversicherungspflichtiges Einkommen hat, wie etwa als Schüler oder Student? Um überhaupt eine Förderung zu erhalten, muss ein Mindestbeitrag von 60 Euro pro Jahr eingezahlt werden. Dafür erhält man trotzdem die Grundzulage von 175 Euro – klingt eigentlich gut! Doch ist es auch besser als ETF-Sparen?

  • Bruttojahresgehalt nicht mehr als 5.875 Euro (entspricht 60 Euro Mindestbeitrag)
  • keine Kinder
  • Gesamtbeitrag pro Jahr 235 Euro
  • Davon Grundzulage 175 Euro
  • Effektiver Riester-Beitrag netto pro Monat: 5,00 Euro
  • Garantierte Rente nach Steuern: 13,38 Euro
  • Entspricht einer Rendite p.a.: 3,3 %
  • Mögliche Rente mit ETF-Sparplan: 16,20 Euro
Was lohnt sich mehr: Riester-Rente oder ETF-Sparen? Wir bringen Transparenz in die komplizierte Berechnung und zeigen den Unterschied.

Auch wenn die garantierte Riester-Rendite dank hohem Förderanteil in diesem Fall circa 3,3 % beträgt, wäre eine Investition in einen ETF-Sparplan rentabler. Und mal ehrlich: Kann eine mögliche Rente von gerade mal 13,38 Euro wirklich einen Beitrag zur Altersvorsorge leisten?

Fazit: Riester-Rente oder ETF-Sparplan?

Unsere Berechnungen zeigen: Es gibt nur wenige spezielle Fälle, in denen ein Riester-Vertrag sinnvoller sein kann als eine gleichwertige Investition in einen weltweit diversifizierten ETF-Sparplan. Neben der reinen Rendite gibt es aber auch andere Aspekte, die man bedenken sollte, und die die Entscheidung in die eine oder andere Richtung beeinflussen können:

  • Flexibilität: Eine Riester-Rente zu kündigen, ist mit erheblichen Kostennachteilen verbunden. Denn die Anbieter verlangen in diesem Fall hohe Gebühren, die in der Regel einen Prozentsatz des Kapitals ausmachen. Zudem müssen erhaltene Förderungen gegebenenfalls zurückgezahlt werden. Bei einem ETF-Sparplan ist man da prinzipiell flexibler, etwa wenn sich Lebensumstände ändern oder man nach 10 Jahren entscheidet, dass man das Kapital lieber für einen Hauskauf nutzen möchte.
  • Relevanz für die Altersvorsorge: Mal ehrlich, wie viel sind 120 Euro Rente (und dafür muss man schon ein recht hohes Einkommen haben) in 30 Jahren überhaupt noch wert? Die Rentenlücke wird fast jeden von uns betreffen. Um sie zu schließen, wird eine Riester-Rente nie ausreichen. Darum lohnt es sich, Alternativen wie das ETF-Sparen für die Altersvorsorge zu prüfen, bei denen man nicht nur deutlich mehr ansparen kann, sondern auch eine viel bessere Kapitalrendite erhält dank Zinseszins.
  • Verbindlichkeit: Wem es schwer fällt zu sparen, für den ist die Riester-Rente womöglich interessanter, weil das Kapital gebunden ist. Man kann es nicht einfach auszahlen und für andere Dinge verwenden, sondern muss bis zum vereinbarten Laufzeitende abwarten und erhält dann die monatliche Rente.

Wie sind deine Erfahrungen mit der Riester-Rente im Vergleich zu ETFs und welche Bausteine verwendest du für mehr finanzielle Unabhängigkeit im Alter? Wir freuen uns über einen Kommentar von dir!

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